Kommunales Denkmalkonzept Wallfahrtskirche (KDK) „Die Wies“

Die „Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies“ (oder kurz Wieskirche) wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts als Zielort einer seit 1739 begangenen Wallfahrt erbaut und bis heute ein Zeugnis gelebter Wallfahrtstradition. Mit Aufnahme in die Liste der UNESCO-Welterbestätten im Jahr 1983 zählt die Wieskirche mit zu den ersten Welterbestätten in ganz Deutschland. Als ein Meisterwerk des Bayrischen Rokkoko entfaltet die Wieskirche eine besondere Wirkung durch ihre Einbettung in die umgebende, dünnbesiedelte Kultur- und Voralpenlandschaft Oberbayerns.

Vor dem Hintergrund der energetischen Transformation und dem Ausbau von erneuerbaren Energien müssen neue Flächen für die Entwicklung von Windkraftanlagen (WKA) planerisch gesichert werden. Im Hinblick auf die beträchtliche Höhenentwicklung von WKA und deren visuellen Wirkungsbereich in die Landschaft, kann eine Beeinträchtigung der Welterbestätte und insbesondere ihrer Wirkung in der Landschaft nicht ausgeschlossen werden. Verdeutlicht wird dies durch Planungen von drei Windkraftanlagen auf den „Köpfinger Wiesen“ in etwas mehr als 10 Kilometern Entfernung. Im Jahr 2015 wurde durch die UNESCO-Kommission eine Gefährdung der Integrität der Welterbestätte befürchtet und die Entwicklung gestoppt. Um den Zielen der energetischen Transformation gerecht zu werden und Flächen zu identifizieren in denen die Entwicklung von WKA möglich ist ohne die Welterbestätte zu gefährden hat RHA das Kommunales Denkmalkonzept (KDK) Wallfahrtskirche „Die Wies“ erarbeitet. Mit einem darauf aufbauenden Heritage Impact Assessment (HIA) hat RHA untersucht, ob und in welchem Umfang die 2015 geplanten Windkraftanlagen auf den Köpfinger Wiesen den OUV der Wieskirche beeinträchtigen.

Vorgehensweise

Als informelles Instrument bietet das KDK „konkretere Hilfestellungen für strategische Überlegungen im Umgang mit den Denkmalwerten einer Kommune“. Zunächst erfolgt die Identifikation der Denkmalwerte durch die Erfassung und Beschreibung von historisch bedeutenden Entwicklungen und bestehenden Kontinuitäten. Anschließend gilt es Entwicklungsziele und Rahmenbedingungen zu formulieren. Die umfangreiche kulturlandschaftlich-denkmalpflegerische Untersuchung bildet die Grundlage für die Betrachtung möglicher Auswirkungen auf den außergewöhnlichen universellen Wert (OUV) der Wieskirche. Die darauf basierende Rahmenplanung zeigt Areale an, in denen eine Entwicklung von Windkraftanlagen im Hinblick auf die Beeinflussung der Wieskirche und ihrer Umgebung erfolgen kann und unter weiteren Rahmenbedingungen besonders Vorteilhaft sind. Ergänzend entwickelte Leitlinien geben weitere Hinweise, wie Windkraftanlagen in der umgebenden Kulturlandschaft besonders gut integriert werden können.

Ergebnisse

Um eine verträgliche Entwicklung von Windkraftanlagen im weiteren Umfeld des UNESCO-Welterbes zu ermöglichen wurden auf Basis der tiefgehenden Untersuchungen vor Ort und GIS-basierten Sichtbarkeitsanalyse Bereiche identifiziert, die keinesfalls, unter Umständen oder generell für WKA geeignet sind. Der darauf basierende, und um weitere Aspekte erweiterte Rahmenplan hebt Bereiche hervor, in denen eine Entwicklung von Windkraftanlagen voraussichtlich ohne Auswirkungen auf die Welterbestätte entwickelt werden können. Ebenso werden jene Bereiche hervorgehoben, in denen definitiv ein HIA durchzuführen ist, da Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden können und jene Bereiche, die durch Sichtbeziehungen von umliegenden Arealen oder von der Wieskirche gänzlich ungeeignet sind.  Um eine möglichst passende Integration von zukünftigen WKA in die Landschaft zu gewährleisten und die Gestaltungsqualität zu erhöhen treffen die Leitlinien ergänzende Aussagen zur Standortwahl, der Farbigkeit und Materialität, der Befeuerung und weiterer Aspekte des Betriebs.